Samstag, 29. Mai 2010

Szene 5 - Hass

Bühne wie zuvor. Rotes Licht. Ai hält einen Ledergürtel in der Hand u. peitscht damit, wenn er in Rage gerät, die Plüschschweine.

Ai:

Ich werde töten.

Allein steht meine Seele.

Vater tötete.

Allein stand er vor mir, schwieg u. schaute mir in die Augen,

in den Schädel,

ins Gedärm.

Ich fürchtete mich.

Er sagte, auch du wirst töten,

denn die Zeiten ändern sich nicht.

Du wirst fortführen, was bei mir begann.

Dann schwieg er wieder, stand allein.

Nach meiner Geburt verzog sich seine Frau,

meine so genannte Mutter,

in die Küche, an den Herd

u. tat so, als kochte sie.

Sie tat nur so.

Ihre Augen blickten ins Leere.

Ihre Hand rührte eine andere Geschichte zusammen.

Sie war eine der Zeit Entflohene.

Sie lebte am falschen Ort.

Man sagte mir, einst sei sie strahlend gewesen.

Nun stand sie allein u. wohnte weiß wem in ihren Gedanken bei.

Meine Mutter war eine Gedankenvöglerin.

Eine Imaginationsfickerin.

Eine Traum-Hure.

Jeder Träumerei wohnte sie bei.

Jedem Realitätsentzug gab sie sich willig hin.

Jedem Einfall streckte sie ihren Arsch hin.

Sie leckte Fantasienfotzen im Dutzend

u. vergaß darüber ihr Kind zu stillen.

Eine Sklavin nährte mich.

Eine Sklavin trieb ihr Spiel mit mir.

Es machte mich hart.

Vater sagte,

du musst hart sein,

die Zeiten ändern sich nie.

Vater mit der Brust aus Mauern.

Vater mit der gepanzerten Seele.

Seine Gefühle waren Schwerter, die jedem die Kehle durchschnitten,

die Eier abhackten, der sich ihm näherte.

Er hatte einen Horror vor allem,

was sich ihm öffnete.

Löcher mussten,

so sagte er,

ausgebrannt werden,

verlötet werden,

sagte er mit einem sardonischen Grinsen.

Die Welt war ihm verschlingende Fotze.

Das Leben ein Kampf um die Freiheit,

von der Fotze nicht verschlungen zu werden.

Vater sagte,

du wirst töten,

du wirst das Schwert in die Fotze stoßen

u. uns alle befreien,

du wirst den Fluch von uns nehmen.

Du wirst dich verdient machen,

du wirst Lorbeer ernten

u. die Waffen der größten Krieger.

Du wirst den Speer der Welt in die Visage schleudern.

Niemanden wird die Sau mehr verschlingen.

Niemanden mehr im Dunklen gefangen halten,

gefesselt wie Prometheus,

schreiend wie Philoktet,

Orests Gerechtigkeit,

Antigones Augen,

wirst du erringen.

Schneide ihr die Augen aus den Höhlen.

Trete an Orests Stelle u. das Volk wird dir zujubeln.

Du trägst Feuer in dir, du hast es nicht nötig zu stehlen,

du kennst den Schmerz en plain air und allerwärts,

du verkrümelst dich auf keine Insel, in keine Höhle,

du bist alle und alles,

du bist niemand und keiner,

unabhängig,

einzig,

einsam wie die Sonne, der die Planeten nur ein nach Wärme bettelndes Geschmeiß sind.

Du wirst nicht mehr mein Sohn sein.

Du hast keinen Vater.

Jedes Band muss sich lösen.

Du bist der Ursprung, der Anfang

u. du bist das Ziel und das Ende.

Von da an schwieg der Alte u. starrte über das Meer,

starrte die Sonne an

als kenne er keine Blendung.

Ich konnte ihn nicht ansehen, ohne dass meine Augen schmerzten.

So zog ich los.

Ich wusste, ich werde töten.

Ich tötete Teut, High-Teks Vater,

in die Wunde warf ich Münzen

u. trat sie mit meinen Stiefeln in seine Eingeweide hinein,

da hast du’s

du Arschgesicht,

ist’s nicht ein gutes Geschäft,

erfreu dich am Geld

wie ich mich an der Kleinen freuen werde,

an dem Wegwerf-Ding,

das ich noch über der Leiche in den Arsch fickte

u. wegwarf,

sie kam mir nachgekrochen u. flehte mich an,

sie nicht alleine zu lassen,

sie bitte nicht alleine zu lassen,

dieses jammernde, jämmerliche Wegwerf-Ding

bat mich,

den Schlächter ihres Vaters,

sie nicht alleine zu lassen,

was für eine Kreatur,

ihr Jammern machte mich geil

u. ich fickte sie ein zweites Mal über dem blutenden Kadaver ihres Vaters,

ich rieb mir den Schwanz mit seinem Blut ein

u. stieß ihn ihr in den Unterleib,

in ihre nassforsche Fotze,

in ihre Nassgalle,

ihre höllische, ihre höhnende Feuerqualle,

ich fickte ihr diese unendliche Leidenskotze

aus ihrer Gesichtsfotze heraus,

ihr Mund strahlte wie ein Erdbeerfeld,

dieses süße Fickschnittchen bekam Pausbäckchen wie übervolle Kirschbäume so rot,

sie wurde mein fotzensaftiges Lustschnittchen,

meine moschusduftende Rosettenkloake,

ich spritze meinen Samen, gemischt mit dem Blut ihres Vaters,

in jede Körperöffnung,

jede Pore sollte schwanger werden von mir,

jede Zelle wollte ich schwängern,

jeder Scheißfleck ihres Leibes sollte trächtig sein

von mir

von mir

ja, von mir

ihre Brüste sollten zu Gebirgen anschwellen,

Ozeane von Milch in sie einschießen,

noch jetzt,

noch gleich,

noch über der Leich’.

Ich wollte trinken an diesen Dingern,

saugen, lechzen, saufen.

Ein Krieger ist stets durstig.

Die einsame Seele eines Kriegers kennt nichts außer Durst.

Unstillbaren Durst.

Du Wegwerf-Ding,

du pure Öffnung,

in dich wollte ich mich hineinspritzen,

in dich wollte ich mich komplett u. gänzlich hineinficken,

in die Öffnung hinein,

in die Freiheit hinein,

denn in den Gefangenen tief innen liegt die Freiheit,

wie in den Freien tief innen die Gefangenschaft liegt.

Du schrieest vor Lust.

Deine phrygischen Schreie übertönten das Schlachtengeschrei.

Um uns floss das Blut in Strömen,

abgetrennte Gliedmaßen regneten auf uns herab,

die Erde wurde zu einem roten Schlammloch,

in dem wir uns wälzten über der Leich’ deines Alten,

zwischen Herz u. Nieren deines Vaters,

dieses Metöken,

du Wegwerf-Metökin,

wie gut, dass du eine Fremde bist,

sonst müsste ich dich zur Frau nehmen,

aber ein Krieger kennt nur die Schlacht,

ein Krieger liebt nicht,

er hasst.

Ich hasste dich, je mehr Leidenskotze aus deiner Gesichtsfotze quoll,

wie du mich anschautest,

als es mir kam,

wie du lachtest, als ich schrie vor Lust,

wie du bebtest, als ich über dir zusammenbrach,

deine Hände krallten sich in das Fleisch deines Vaters,

deine Augen waren größer als die Sonne

u. ich,

ich sah in ihnen nur Leidenskotze,

in dir bebten atomare Eruptionen

u. uns Sohn Eury wurde darin geschmiedet,

die Muskeln deines Beckens hatten gezuckt, wie Hämmer auf den Amboss schlagen.

Wir sind eingeschlafen inmitten des Getümmels.

Sie hielten uns wohl für tot,

so blutverschmiert u. fleischfetzenbehangen wir dalagen,

einer geöffneten Rose gleich,

du wichest nicht mehr von meiner Seite,

u. doch werde ich dich dereinst zurücklassen müssen,

Geliebte.

Warum warst du nicht stark?

Warum hattest du nicht gehen können?

Warum bliebst du Gefangene?

Warum begabst du dich in meine Abhängigkeit?

Wie hätte ich eine Sklavin lieben können,

oder hassen?

Ich kannte nur die Verachtung.

Wie hätte ich eine Liebende besitzen können,

oder wegwerfen wie all den anderen Müll?

Ich kannte nur das Alleine-Sein.

Ich besaß nichts u. warf nichts weg.

Nichts blieb haften, nichts stellte sich in den Weg.

Noch im Traum erschlug ich die Feinde,

noch traumwandelnd errang ich die Siege,

somnambul nahm ich die Ehrungen an,

die ich in meiner Fantasie in Vaters Augen stach,

in die sonnengegerbten Augen dieser Sonnenanbetungsstatue,

dieses steinernen Monumentes zu Lebzeiten,

ich ich tackerte ihm die Ehrungen an den Arsch.

High-Teck,

ich kann nicht bleiben.

Erzähle Eury nichts von mir,

sage ihm, ein anderer, ein Phrygier habe ihn gezeugt.

Du musst gehen.

Du musstest von Anfang an gehen.

Warum bist du nicht gegangen.

Deinetwegen werde ich töten müssen.

Deiner Liebe wegen werde ich sie alle erschlagen müssen.

Mich wird es nicht gegeben haben.

Ich werde erst durch mich geboren werden,

nicht Samen sondern Blut muss mich zeugen,

mein eigen Blut,

das ich in die Welt gießen werde,

in die Weltfotze,

in die Scheiß-Öffnung hinein.

Geh!

Sie ging nicht.

Wie Ody nicht ging.

Der Freund.

Der Feind.

Ody, mein wertvollstes Ding, mein Schwanz,

mein Schwanz-in-der-Welt,

mein Konterfei,

mein Spiegelbild,

meine Faust schlug ich als Beweis meiner Liebe

in den Spiegel,

er zerbrach in tausend Stücke

aus denen du mich tausendfach anstarrtest,

mich tausendfach hättest bewundern sollen,

du tatest es nicht,

ich sah,

Mitleid,

du Arsch

du Sau

du dreckige Sau

ich peitsche dir das Mitleid aus dem Leib heraus,

ich peitsche dir deine Spiegel-Fresse aus der Visage heraus,

ich peitsche dir dein Schwanz-in-der-Welt-sein aus deiner beschissenen Biografie heraus.

Nie mussten wir reden,

miteinander reden,

du überschwemmtest mich nicht mit Leidenskotze,

du standest statuenhaft da,

ein Fels,

ein Kaukasus der Bewunderung,

du hattest mich gefunden u. du hattest gesagt,

auch deine Seele stehe einsam da.

Ich hatte dir geglaubt,

Du hattest es gesagt, als sei es eine Auszeichnung.

Ich hörte mich sprechen, sprachest du.

Ich spürte meine Einsamkeit, kamst du zu mir alleine.

High-Teck verachtete dich,

sie hängte sich wie eine Klette an mein Bein u. sagte in ihrer bedächtigen Scheißart, du seiest verflucht.

Deine Gedanken würden irren u. du werdest irren

viele Jahre werdest du umherirren.

Das sei der Fluch, der die Ehre nach sich ziehen werde,

was ich denn Ehre wollte,

ich hätte ja sie,

sie, High-Tek, sie folge mir wie ihm der Fluch.

Sie, High-Tek, werde noch meine Leiche mit Liebe überschütten,

denn das sei es, was ich bräuchte,

ich hätte es ihr im Traum verraten,

ihr, dem Wegwerf-Ding,

dem Liebes-Dreck meiner Seele,

die nicht alleine dastehe.

Ich sagte ja,

u. meinte nein,

ich flüsterte, du hast Recht,

u. wusste, sie wird schon sehen, wie sie dastehen wird.

Sie ist nicht von meinem Schlag.

Sie traf es nicht.

Sie hat es nicht getroffen.

Sie war nicht die Richtige.

Sie blieb nur, weil sie mir gehörte,

weil sie eine Gefangene war.

Ody war frei, war der Bruder, der Freund,

der Verbundene, er war ich u. ich war er,

wir waren uns Spiegel,

die er zerschlug,

das Schwein,

die Sau.

Mir gebührten Chill-Outs Dinge,

mir

mir

mir

das ewige Bruder-,Freund- u. ich-bin-du-Gerede hat ihn wohl irre gemacht,

hat ihn wohl wahnsinnig gemacht,

steht ihm nicht der Wahn ins Gesicht geschrieben,

höhnte nicht schon die Göttin, er sei in den Wahn hinein geboren.

Ich werde ihn zur Raison bringen,

ich werde ihn mit meinem Gürtel zur Vernunft bringen.

Da, Freund

(peitscht ein Plüschschwein)

Da, du du-seiest-ich

Da, du ich-sei-du

Da, du wir-seien-die-Welt

Da, du heimlicher-High-Teck-Flachleger

glaubst du, ich hätte es nicht gewusst,

sauberer Freund,

ich hätte nicht gewusst, dass du mich bestiehlst,

mir meine Dinge klaust,

nichts eigenes hast,

du klaust mir meine Ehre,

meinen Verdienst,

du warst nichts weiter als ein billiges Spiegel-Ding,

du trafst es nicht,

du hast es nicht getroffen,

du warst nicht der Richtige,

du warst das Falsche an mir,

das Falsche in mir,

du warst meine Fälschung,

meine billige Kopie,

gerade gut genug für das Grobe,

um mir den Weg auszuräumen,

frei zu machen,

das Grobzeugs beiseite zu schaffen,

du grober Klotz,

du hirnloses Arsch,

du hohle Sau.

(Ai drückt das Plüschtier an sich u. weint)

Meine Seele steht allein.

Allein in ihrem Hass.

Aber auch das trifft es nicht.

Ich werde töten.

Ich werde töten müssen.

Ich werde euch nicht mehr schonen können.

Euch alle nicht mehr.

Aber auch das trifft es nicht.

(Ai schmeißt das Plüschschwein in die Ecke)

Mir träumte,

ich sei groß,

mir träumte,

ich sei eine Frau

u. mein linker Arm sei verstümmelt,

man habe ihn mit einer Axt einst abgeschlagen,

aber man habe ihn wieder angenäht,

ich trug ihn wie eine Auszeichnung,

mir träumte,

ich sei schön,

u. ich hätte dir meine Liebe eingestanden,

u. du hättest geschwiegen, der du ein Kopf kleiner warst als ich,

u. wir hätten uns aufs Nachtlager niedergelegt,

u. da sei eine Ruhe gewesen

um uns

in mir

das träumte mir,

das träumte mir immer wieder,

dass meine Worte nicht mehr hätten siegen wollen,

nur sagen,

nur das eine sagen,

damit du mit mir gekommen wärest,

u. du seiest mit mir gekommen.

Ihr wäret mit mir gekommen.

U. ich wäre mit euch gekommen.

U. ich hätte meine Verletzung nicht versteckt,

wie ich sie immer hätte versteckt haben müssen.

Das habe mir geträumt,

träumte ich.

Meine Seele habe nicht allein gestanden.

Ich hätte nicht töten müssen.

Ich würde nicht töten müssen.

Hätte es das getroffen?

Wäre ich das gewesen?

Hätte ich das sein können?

War ich das?

Bin ich das?

Tek?

Ody?

Papa?

Mama?

Licht aus

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